Empirische Forschung bedeutet, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Demnach ist sie ein wesentliches Werkzeug der wissenschaftlichen Methodik, um durch die systematische Erhebung, Auswertung und Interpretation von Daten, Theorien und Hypothesen anhand von tatsächlichen Daten zu bestätigen oder zu widerlegen. Damit ist es Studierenden nicht nur möglich, fundierte Schlussfolgerungen zu ziehen, sondern auch ihren Kenntnisstand zu erweitern.
Definition: Empirische Forschung
Das Wort „Empirie“ aus empirische Forschung kommt vom altgriechischen Begriff „empeiria“ und bedeutet so viel wie „Erfahrung“, „langjährige Übung“, „Fertigkeit“ oder „Kenntnis“.
Deshalb bezeichnet die empirische Forschung eine Forschungsmethode, die auf der systematischen Sammlung und Analyse von Daten beruht, welche durch direkte Beobachtung, Experimente, Messungen oder Umfragen gewonnen werden. Dadurch können nach der Auswertung und Interpretation Aussagen über die Realität zugelassen werden. Die empirische Forschung hat das Ziel, Hypothesen oder Theorien durch Belege, die aus direkten oder indirekten Erfahrungen mit der beobachtbaren Realität stammen, zu überprüfen oder neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dieser Ansatz ist fundamental in den Natur-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften und basiert auf dem Prinzip, dass Wissen über die Welt am zuverlässigsten durch beobachtbare und messbare Beweise erlangt wird.
Die empirische Forschung unterscheidet sich von anderen wissenschaftlichen Methoden insofern, dass empirische Sätze und Theorien in der Realität überprüft werden können.
Aufgaben & Ziele
Für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit genügt nicht allein das Beschreiben von Alltagserfahrungen. Zu einer guten empirischen Arbeit gehört es, im Rahmen einer empirischen Forschung wissenschaftliche Theorien zu überprüfen.
Die empirische Forschung bzw. empirische Sozialforschung dient also dazu, möglichst zutreffende Aussagen über die Realität zu treffen und sich auch hinsichtlich der Bachelorarbeit oder Masterarbeit mit wissenschaftlichen Ergebnissen kritisch auseinanderzusetzen.
Eine empirische Forschung kann folgende Ziele haben:
- Abgabe einer Prognose,
- Beschreibung einer Veränderung durch die Entdeckung bisher unbekannter Zusammenhänge,
- Beschreibung bzw. Erklärung eines wissenschaftlichen Problems durch empirische Untersuchungen.
Zwei zentrale Aufgaben der Empirie sind dabei die Entwicklung von neuen Theorien (Hypothesenentwicklung) und die Überprüfung von bestehenden Theorien (Hypothesenprüfung). Eine weitere Aufgabe ist zusätzlich die Identifikation von Mustern, Trends und Zusammenhängen in den gesammelten Daten.
Als Voraussetzung für eine empirische Forschung müssen die drei Gütekriterien gegeben sein:
- Objektivität (= Nachprüfbarkeit: Gelten die Forschungsergebnisse unabhängig von der forschenden Person?)
- Reliabilität (= Zuverlässigkeit: Gelten die Forschungsergebnisse auch bei einer Forschungswiederholung?)
- Validität (= Gültigkeit: Beantworten die Forschungsergebnisse die Forschungsfrage?)
Methoden der Empirie
Die empirische Forschung kann ihre Erkenntnisse grundsätzlich aus zwei verschiedenen empirischen Methoden der Messung und Auswertung gewonnen werden:
Durch quantitative Methoden sollen möglichst viele Daten erhoben werden. Die qualitativen Forschungsmethoden hingegen zielen auf die Erhebung von möglichst genauen Daten ab.
Während bei quantitativen Methoden die Fragen standardisiert und daher eine schnelle Verarbeitung einer großen Datenmenge möglich ist, gehen die Fragen bei der qualitativen Forschung eher in die Tiefe, wodurch neues Wissen gewonnen werden kann.
Das bedeutet, dass es ganz auf die Ausrichtung deiner Arbeit ankommt, ob eine quantitative oder eine qualitative Methode für deine empirische Forschung die Richtung ist.
Überblick der Methoden
Im Folgenden findest du einen Überblick über die verschiedenen empirischen Forschungsmethoden, die nach ihrer entsprechenden Forschungsart untergliedert sind.
Quantitative Forschungsmethoden | Qualitative Forschungsmethoden | |
Beschreibung |
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Vorgehen |
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Voraussetzung |
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Darüber hinaus unterscheidet die empirische Forschung zwischen den folgenden vier Untersuchungsmethoden. Diese Untersuchungstypen unterscheiden sich im Ziel und im Vorgehen.
Untersuchungstypen | Ausgangssituation/Ziel | Vorgehen |
explorative Untersuchung | keine spezifische Vermutung | hypothesenerkundend |
deskriptive Untersuchung | Schätzung von Häufigkeiten | hypothesenprüfend |
Prüfung von Hypothesen/Theorien | Reduzierung von Unsicherheiten | hypothesenprüfend |
Evaluationsforschung | Ermittlung vom Grad der Wirksamkeit | hypothesenprüfend |
Tipp:
Bevor du eine empirische Studie für deine Bachelorarbeit oder Masterarbeit startest, mache dir am besten Gedanken, was, warum und wie du forschen willst. Überlege dir dazu, ob deine empirische Forschung neue Theorien aufstellen (qualitative Forschung) oder vorhandene Theorie überprüfen soll (quantitative Forschung).
Willst du eher tiefe Erkenntnisse sammeln, ist eine qualitative Erhebung sinnvoll. Wenn du jedoch viele Ergebnisse miteinander vergleichen möchtest, ist eine quantitative Erhebung besser für deine empirische Forschung geeignet.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Der idealtypische Ablauf einer empirischen Studie setzt sich insgesamt aus sechs Schritten zusammen:
Schritt 1: Formulierung und Präzision der Forschungsfrage
Die empirische Forschung startet zu Beginn mit dieser Frage:
Was und warum soll empirisch erforscht werden?
Eine gute Forschungsfrage entwickelt sich meistens aus:
- wissenschaftlicher Literatur
- einer Idee heraus
- einem praktischen Problem heraus oder
- einem Auftraggeber
Bei einer empirischen Untersuchung reicht eine allgemeine Forschungsfrage häufig nicht, weshalb du sie eingrenzen musst. Die Forschungsfrage für eine empirische Forschung wird dann entweder deskriptiv (wertneutral/beschreibend) oder mit einer aufgestellten Hypothese (Vermutung) formuliert.
Eine deskriptive Hypothese und Forschungsfrage zielt auf eine Erklärung ab.
Eine Unterschiedshypothese zielt darauf ab, einen Unterschied aufzuzeigen. Im Regelfall werden zwei festgelegte Szenarien miteinander verglichen.
Eine Zusammenhanghypothese zielt darauf ab, einen Zusammenhang zwischen zwei Sachverhalten herzustellen und zu erklären.
Schritt 2: Literaturrecherche
Eine Literaturrecherche ist essenziell vor der Datenerhebung, um einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu einem bestimmten Thema oder einer spezifischen Fragestellung zu erhalten. Dieser Überblick umfasst sowohl bestätigte Ergebnisse als auch identifizierte Forschungslücken zu dem bestimmten Thema. Du kannst deine eigene Forschungsmethode systematisch nutzen, um diese Lücken zu schließen. Außerdem hilft die Literaturrecherche, die Fragestellung zu präzisieren und die eigene empirische Forschung im Kontext zu bereits bestehenden Erkenntnissen einzuordnen.
Die Literaturrecherche stellt somit eine unerlässliche Grundlage für die Planung und Durchführung empirischer Forschungsprojekte dar. Sie gewährleistet, dass die empirische Forschung auf solidem theoretischem Fundament steht und einen echten Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs leistet.
Schritt 3: Vorbereitung und Planung der Datenerhebung
Im dritten Schritt der empirischen Forschung steht folgende Frage im Fokus:
Wie soll empirisch geforscht und wie können Teilnehmer gefunden werden?
Zur Vorbereitung der empirischen Forschung musst du festlegen, ob du eine quantitative oder qualitative Forschung durchführen möchtest. Danach müssen folgende Schritte befolgt werden:
- Alle relevanten Begriffe definieren und operationalisieren (messbar).
- Als Nächstes werden Untersuchungstyp und Untersuchungsmethode für die empirische Forschung festgelegt (z. B. Querschnittstudie und Längsschnittstudie, Individual- oder Kollektivstudien).
- Dann wird die Art und der Umfang der Stichprobe festgelegt: Wer soll befragt/beobachtet und was und wie viel soll gemessen werden?
- Wie sollen die Daten dokumentiert werden (z. B. Aufnahme oder Fragebogen)?
In jedem Fall solltest du einen Pretest durchführen. Mit dem Pretest überprüfst du dein Erhebungsinstrument für die empirische Forschung (z. B. Fragebogen, Interviewleitfaden oder ein Beobachtungsschema).
Im Pretest zeigen sich Probleme des Erhebungsinstruments (z. B. unkonkrete, missverständliche oder mehrdeutige Fragen oder eine unlogische Reihenfolge der Fragen). Nach dem Pretest hast du die Möglichkeit diese Probleme bei der eigentlichen empirischen Forschung zu vermeiden.
Damit du am Ende ein zufriedenstellendes Erhebungsinstrument auswählst, sind nicht selten zwei oder mehrere Pretests notwendig.
Schritt 4: Datenerhebung – Interviewleitfaden oder Umfrage erstellen
Um empirische Forschung möglich zu machen, werden Daten benötigt. Für die Datenerhebung steht die Frage im Fokus:
Wozu soll geforscht werden?
Eine empirische Forschung unterscheidet zwischen dem Erheben von primären und sekundären Daten. Während primäre Daten neu erhoben werden müssen, wurden sekundäre Daten in einer anderen Erhebung bereits gewonnen und liegen deshalb schon vor.
Schritt 5: Datenauswertung und Datenanalyse
Nachdem analysefähige Daten erhoben wurden, sogenannte Rohdaten, und die Daten auch auf eventuelle Fehler überprüft worden sind, erfolgt die Datenanalyse.
Die Datenanalyse ist in der empirischen Forschung ein entscheidender Schritt. Da die Datenmengen häufig sehr groß sind, ist es sinnvoll, sich eine geeignete Software zu Hilfe zu nehmen (z. B. SPSS zum Auswerten von Fragebogen, AmberScript für die Transkription oder MAXQDA zum Auswerten von Interviews).
Bevor die Software aber zum Einsatz kommen kann, müssen die Rohdaten für die statistische Datenanalyse aufbereitet, d.h. tabelliert oder kategorisiert werden. Dafür können entweder Indizien oder Skalenwerte gebildet oder eine Itemanalyse bzw. eine Zusammenhanganalyse vorgenommen werden.
Die Wahl der geeigneten Vorgehensweise richtet sich nach dem Anliegen und Ziel der Forschungsfrage sowie nach der Wahl der Datenerhebung für die empirische Forschung.
Schritt 6: Visualisierung und Präsentation der Ergebnisse
In einer empirischen Arbeit darf die Präsentation der Ergebnisse der empirischen Forschung nicht fehlen. Häufig ist die Visualisierung der Ergebnisse mithilfe von Abbildungen und Tabellen sinnvoll. Die Ergebnisse wirken dadurch übersichtlicher und sind für den Leser verständlich dargestellt.
Vor- und Nachteile
Die empirische Methode, mit ihrer direkten Beobachtung, ihren Experimenten und ihrer Datenerhebung, ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Wissenschaft. Denn trotz ihrer Herausforderungen ist die empirische Forschung für die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse unerlässlich. Aber auch die empirische Methode hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile.
Vorteile
Nachteile
Realitätsnähe durch tatsächliche Beobachtungen und Experimente, die die Realität widerspiegeln.
Eingeschränkte Generalisierbarkeit besonders bei Fallstudien oder spezifischen Experimenten.
Überprüfbarkeit von Theorien und Hypothesen durch direkte Belege, wodurch eine solide Grundlage für wissenschaftliche Erkenntnisse entsteht.
Hoher Zeit- und Kostenaufwand besonders bei Langzeitstudien oder Experimenten, die eine spezielle Ausrüstung benötigen.
Entdeckung neuer Phänomene und unerwarteter Ergebnisse, die zu neuen Theorien führen, durch offene Beobachtung möglich.
Subjektivität ist trotz des Ziels der Objektivität möglich, wodurch Datenerhebung und -analyse beeinflusst werden kann.
Quantifizierung von Beobachtungen durch empirische Forschungsmethoden möglich, wodurch die Analyse und der Vergleich von Daten erleichtert wird.
Ethische Bedenken bezüglich Datenschutz, Einverständniserklärung und Wohlbefinden der Teilnehmenden, insbesondere in der Sozialforschung.
Häufig gestellte Fragen
Bei der empirischen Forschungsmethode werden eigenständig Daten gesammelt und analysiert, beispielsweise durch Umfragen oder Experteninterviews. Im Gegensatz zur reinen Literaturrecherche sind empirische Forschungsmethoden deutlich praxisorientierter und ermöglichen es, Erkenntnisse direkt aus der Realität zu gewinnen, indem gezielt bestimmte Personen über ein bestimmtes Thema interviewt werden. Dieser Ansatz betont die Bedeutung von praktischen Erfahrungen und eigenen Forschungsbeiträgen für die akademische Ausbildung. Aus diesem Grund muss am Ende von vielen Studiengängen eine empirische Abschlussarbeit verfasst werden.
Das Wort empirisch kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Erkenntnis“ oder „Erfahrung“. Eine empirische Forschung erhebt Daten für deine Bachelorarbeit, wertet sie aus und interpretiert sie. Deswegen fällt es vielen Studierenden, um einiges leichter eine empirische Forschung zu betreiben, da sie etwas praxisorientierter ist.
Ein Beispiel für empirische Forschung könnte die Untersuchung des Einflusses von Musik auf die Konzentration von Schülern sein. In einer solchen Studie könnten Forscher verschiedene Musikgenres während eines Tests verwenden und die Leistung der Schüler messen. Durch die Sammlung und Analyse von Daten über die Testergebnisse unter verschiedenen Bedingungen können sie Schlussfolgerungen darüber ziehen, ob und wie Musik die Konzentration beeinflusst. Diese Forschung wäre eine empirische Studie, weil sie durch Beobachtungen und Experimente Daten sammelt, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Eine Studie ist empirisch, wenn deine Forschung reliabel und valide ist. Das bedeutet, dass eine empirische Forschung auch bei einer Wiederholung zum selben Ergebnis kommen würde. Außerdem muss sichergestellt sein, dass das Forschungsergebnis deine Forschungsfrage beantwortet. Das sind Grundsätze, die bei der empirischen Forschung erfüllt sein müssen.
Eine empirische Forschung muss gut geplant sein. Deswegen eignet sich die Unterteilung in 6 Schritte:
- Forschungsfrage formulieren
- Literaturrecherche
- Datenerhebung vorbereiten
- Datenerhebung durchführen
- Daten auswerten und analysieren
- Ergebnisse visualisieren