
In der Methodik der empirischen Wissenschaften werden zwei grundlegende Forschungsarten unterschieden: qualitative und quantitative Forschung. Beide sind essenziell für den Erkenntnisgewinn und spielen eine zentrale Rolle bei der Gewinnung neuer wissenschaftlicher Forschung. In diesem Artikel erfährst du, was sie voneinander unterscheidet, welche Gemeinsamkeiten sie aufweisen und wie du sie gezielt einsetzen kannst.
Definition: Forschungsarten
In der empirischen Forschung und Entwicklung gibt es zwei grundlegende Ansätze: die qualitative und die quantitative Forschung. Beide Methoden verfolgen unterschiedliche Ziele und setzen verschiedene Techniken ein, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Qualitative Forschung zielt darauf ab, tiefere Einblicke in spezifische Phänomene zu gewinnen. Sie untersucht Einzelfälle intensiv und nutzt flexible, ergebnisoffene Methoden wie Interviews oder Beobachtungen.
➜ Ziel: Komplexe soziale oder psychologische Prozesse verstehen und neue Theorien entwickeln.
Quantitative Forschung hingegen fokussiert sich auf die Messung und Auswertung von Daten in großer Zahl. Sie verwendet standardisierte Verfahren wie Umfragen oder experimentelle Forschung und setzt statistische Analysen ein.
➜ Ziel: Hypothesen testen und allgemeingültige Aussagen über größere Gruppen treffen.
Beide Methoden sind nicht nur unterschiedlich, sondern auch komplementär und können je nach Forschungsziel und Kontext miteinander kombiniert werden.
Klassifizierung
Die Forschungsarten können nach verschiedenen Kriterien unterteilt werden, je nachdem, welche Aspekte der Forschung im Vordergrund stehen.
Nach
- Theoretische Forschung: Entwicklung neuer Theorien oder Modelle.
- Angewandte Forschung: Behebung konkreter praktischer Probleme (Forschung und Entwicklung, technologische Forschung, experimentelle Entwicklung, Aktionsforschung).
- Korrelative Forschung: Untersuchung der Beziehung zwischen Variablen.
- Deskriptive Forschung: Detaillierte Beschreibung und Analyse eines Phänomens.
- Erläuternde Forschung: Erklärung kausaler Zusammenhänge zwischen Variablen.
- Explorative Forschung: Vorläufige Erhebung von Daten zur Entdeckung neuer Phänomene.
- Qualitative Forschung: Untersuchung von nicht numerischen Daten.
- Quantitative Forschung: Sammlung und Analyse numerischer Daten zur Hypothesenprüfung.
- Mixed Methods: Kombination qualitativer und quantitativer Methoden.
- Experimentelle Forschung: Manipulation von Variablen zur Untersuchung von Kausalzusammenhängen.
- Nicht-experimentelle Forschung: Beobachtung von Variablen ohne Manipulation.
- Induktive Forschung: Schlussfolgerungen basierend auf Beobachtungen.
- Deduktive Forschung: Hypothesenprüfung basierend auf bestehenden Theorien.
- Querschnittforschung: Erhebung von Daten zu einem einzigen Zeitpunkt.
- Längsschnittforschung: Erhebung von Daten über einen längeren Zeitraum.
Die zwei Forschungsarten im Detail
Bei beiden Forschungsarten handelt es sich um Bereiche der wissenschaftlichen Forschung. Dennoch unterscheiden sich die qualitative und die quantitative Forschung deutlich voneinander. Im Folgenden stellen wir dir die beiden Forschungsarten kurz vor.
Qualitative Forschung
Unter qualitativer Forschung verstehen die empirischen Wissenschaften eine methodische Ausrichtung, die neue Forschungsfragen und -erkenntnisse durch die detaillierte Betrachtung von Einzelfällen generiert. Die Methoden qualitativer Forschung sind ergebnisoffen, explorativ, erlauben unerwartete Entdeckungen und werden sprachlich zum Ausdruck gebracht.
Quantitative Forschung
Quantitative Forschung basiert hingegen auf statistischen Auswertungen, ist um Repräsentativität bemüht und zielt in erster Linie auf Wahrscheinlichkeitsaussagen und Mengenverhältnisse ab. Durch sie können bestehende Hypothesen anhand großangelegter Befragungen/Experimente bestätigt oder falsifiziert werden. Die Methodik quantitativer Forschung setzt einen, an der Hypothese ausgerichteten, Rahmen für erwartbare Ergebnisse und drückt diese in mathematischen Formeln und Zahlenwerten aus.
Mixed Methods
Mixed Methods kombiniert qualitative und quantitative Forschungsmethoden in einem einzigen Forschungsprojekt. Diese Methodenkombination ermöglicht es, die Stärken beider Ansätze zu nutzen, indem qualitative Daten die Grundlage für die Entwicklung von Hypothesen liefern, die dann durch quantitative Methoden überprüft werden. Mixed Methods werden oft eingesetzt, um umfassendere und tiefere Einblicke in ein Forschungsthema zu erhalten.
Unterschiede
Die folgende Tabelle zeigt dir die wichtigsten Unterschiede der beiden Forschungsarten.
Qualitative Forschung
Quantitative Forschung
Umfang
Fokus auf Einzelfälle
Untersuchung bei großer Menge
Methodik
Zielsetzung
Auswertung
Methodische Interpretation
Statistische Verfahren
Gütekriterien
Ausdrucksform
Sprachlich
Numerisch
Vorgehensweise
Induktiv
Deduktiv
Gemeinsamkeiten
Obwohl qualitative und quantitative Forschung unterschiedliche Ansätze verfolgen, sind beide gleichwertige Bestandteile der empirischen Wissenschaften und ergänzen sich in vielerlei Hinsicht.
Hier sind ihre wichtigsten Gemeinsamkeiten:
Ergebnisorientierung
Beide Forschungen streben objektive Ergebnisse an, die über den subjektiven Eindruck des Forschers hinausgehen. Qualitative Forschung legt dabei jedoch mehr Wert auf Intersubjektivität (nachvollziehbare Ergebnisse), während quantitative Forschung auf Objektivität (messbare Fakten) abzielt.
Empirische Grundlagen
Beide Methoden basieren auf empirischen Daten, indem sie den Analysegegenstand beobachten und aus den gewonnenen Erkenntnissen allgemeine Aussagen ableiten.
Wissenschaftliche Standards
Beide Forschungsarten folgen klar definierten Methoden und geben transparenten Einblick in ihre Vorgehensweise, Quellen und den Analysegegenstand.
Vielseitiger Methodenapparat
Beide Ansätze bieten je nach Fachbereich eine breite Palette an Methoden, um unterschiedliche Forschungsfragen zu bearbeiten.
Forschungsmethoden
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Herangehensweisen, um qualitative oder quantitative Forschung zu gestalten. Hier erhältst du eine Übersicht zu den gängigsten Methoden der beiden Forschungsarten.
Qualitative Forschungsmethoden
- Fallstudien
- Nutzwertanalyse
- Gruppengespräche
- Qualitative Beobachtung
- Qualitative Inhaltsanalyse
- Qualitatives Interview mit offenen Fragen
Quantitative Forschungsmethoden
- Experimente
- Metaanalyse
- Strukturiertes Interview
- Quantitative Inhaltsanalyse
- Systematische Beobachtung
- Umfrage mit festgelegten Antwortmöglichkeiten
Welche Forschungsart für deine Arbeit?
Die Wahl der richtigen Forschungsart hängt stark von deiner Forschungsfrage und deinen Interessen ab. Beide Methoden, qualitativ und quantitativ, sind für Abschlussarbeiten geeignet, aber sie beeinflussen den Aufbau deiner Arbeit erheblich.
Qualitative Forschung
- Geeignet für: Neue Phänomene entdecken und tiefere Einblicke gewinnen.
- Aufwand: Sehr detailorientiert, viel Raum für Interpretation. Du wirst viel beobachten und reflektieren.
- Vorteil: Du kannst Pionierarbeit leisten und neue Themen aufgreifen.
- Herausforderung: Höheres Fehlerpotenzial, viel Interpretation, regelmäßiger Austausch nötig.
Quantitative Forschung
- Geeignet für: Vorhandene Hypothesen überprüfen und Daten objektiv analysieren.
- Aufwand: Du musst große Datenmengen sammeln und statistisch auswerten.
- Vorteil: Präzise und verlässliche Ergebnisse, besonders für breitere Aussagen.
- Herausforderung: Sehr zeitaufwendig, erfordert gute Kenntnisse in statistischen Verfahren.
➜ Überlege dir, ob du tiefer in ein Thema eintauchen möchtest (qualitativ) oder bestehende Hypothesen auf breiter Basis überprüfen willst (quantitativ). Achte darauf, welche Methode besser zu deiner Forschungsfrage passt.
Häufig gestellte Fragen
Es gibt zwei verschiedene Forschungsarten:
- Qualitative Forschung
- Quantitative Forschung
- Qualitativ: Wenn du tiefe Einblicke in ein Phänomen gewinnen möchtest.
- Quantitativ: Wenn du Hypothesen testen und allgemeingültige Aussagen treffen willst
Quantitative Forschung liefert belastbare, statistisch abgesicherte Aussagen zur Allgemeingültigkeit. Qualitative Forschung fokussiert sich auf den Einzelfall.
➜ Quantitative Forschung ist jedoch nicht grundsätzlich aussagekräftiger. Sie bietet relative Gewissheit zur Gültigkeit qualitativer Beobachtungen.
- Qualitativ: Wenn du tiefe Einblicke in ein Phänomen gewinnen möchtest.
- Quantitativ: Wenn du Hypothesen testen und allgemeingültige Aussagen treffen willst.
Nein. Nur quantitative Forschung strebt Repräsentativität an. Qualitative Forschung beschreibt das Vorhandensein und die Beschaffenheit eines Phänomens, während quantitative Forschung die Wahrscheinlichkeit überprüft, dass es mit den beschriebenen Eigenschaften auftritt.
- Qualitative Forschung
- Quantitative Forschung
- Mixed Methods