Experteninterviews können unterschiedliche Zwecke haben, wie beispielsweise die Überprüfung von theoretisch hergeleiteten Hypothesen oder die Ergänzung von statistischen Analyseverfahren. Doch wer darf überhaupt als Experte gelten, wie findet man ihn und wie kann sein Wissen zur Beantwortung der Forschungsfrage beitragen? Du erfährst alles zu der Methodik in diesem Beitrag.
Definition: Experte
Experten sind als sachkundige Persönlichkeiten im Bereich des Untersuchungsfeldes tätig (zum Beispiel in Institutionen oder Organisationen) und verfügen dadurch neben Fachwissen auch über spezialisiertes Handlungs-, Erfahrungs- und Betriebswissen. Ihre herausragende Kompetenz und ihren Status erwerben sie durch Erwerbstätigkeit, persönliches Interesse, ausgiebige Erfahrungen oder privilegierte Verbindungen zu Institutionen beziehungsweise Organisationen. Besonders prägnante Experten könnte man also auch als „Insider“ bezeichnen. Es gibt somit ganz unterschiedliche Arten von Experten, die ihr Wissen auch außerhalb beruflicher Rollen erworben haben können.
Folgende Personen zählen unter anderem dazu:
- Unternehmensberater
- Geschäftsführer
- Mediziner
- akademische Experten (z.B. Professoren)
- Investor
- Regierungsbeamte
- Politiker
- Manager
Experte vs. Laie
Als einen Laien bezeichnet man eine Person, die in einem bestimmten Themengebiet keine Fachkenntnisse oder speziellen Fähigkeiten hat. Somit stellen die Laien das genaue Gegenteil zum „Experten“ dar. Sie sind nicht oder nur oberflächlich im jeweiligen Untersuchungsfeld verankert und haben damit auch keine Möglichkeit, sich besondere Arten von Wissen und Fähigkeiten darin anzueignen. Überschneidungen gibt es nur insofern, als dass Experten in anderen Feldern, die nicht zu ihrem Fachgebiet gehören, natürlich auch zu Laien werden können und umgekehrt.
Den passenden Experten finden
Du kannst dich auf die Suche nach einem passenden Experten begeben, vorausgesetzt, du hast auch schon eine Forschungsfrage definiert, um dein spezifisches Erkenntnisinteresse innerhalb des jeweiligen Fachgebietes abzustecken.
Dabei solltest du dich nicht nur auf formale Kriterien (wie zum Beispiel eine akademische Ausbildung) konzentrieren, sondern ebenso auf das Tätigkeitsprofil, die organisatorisch-institutionellen Zugehörigkeiten sowie den Erfahrungshorizont möglicher Kandidaten. In Bezug darauf kannst du durchaus auch auf den ersten Blick unkonventionell anmutende Entscheidungen treffen: Im Bereich der Erziehung können beispielsweise nicht nur Lehrer und Pädagogen, sondern auch Eltern als Experten in Frage kommen.
Folgende Aspekte können dir helfen, auf Basis deiner Zielsetzung eine gute Auswahl an Experten zu treffen:
- Zugehörigkeit zu bestimmten Organisationen
- Reputation und Position bestimmter Personen
- Entscheidungskompetenzen und Einflussmöglichkeiten
Bezieht sich deine Definition von Experte auf den medialen beziehungsweise journalistischen Bereich, könntest du beispielsweise unter Berücksichtigung der genannten Kriterien den Chefredakteur eines bekannten Mediums in Erwägung ziehen. Die Auswahl der Interviewpartner solltest du zur Absicherung auch mit deinem Betreuer abstimmen.
Richtige Kontaktaufnahme mit Experten
Das Finden und richtige Kontaktieren von Experten ist ein entscheidender Schritt für die Durchführung eines Experteninterviews, als wissenschaftlich gewählte Forschungsmethode. Dahingehend gibt es verschiedene Möglichkeiten mit einem potenziellen Experten in Kontakt zu treten.
- Einerseits können akademische Publikationen, Studien oder Fachliteratur herangezogen werden, um herauszufinden, wer in einem bestimmten Fachgebiet führend ist. Oft werden darin die Kontaktinformationen der Autoren angegeben, was die Kontaktaufnahme per E-Mail ermöglicht.
- Weiterhin können wissenschaftliche Konferenzen oder Fachveranstaltungen zu einem bestimmten Fachgebiet besucht werden, wo persönlich auf Experten laut Definition zugegangen werden kann. Der persönliche Kontakt führt eher dazu, das Interesse des Experten für eine Teilnahme an einem Experteninterview zu wecken.
- Darüber hinaus bieten soziale Medien, wie beispielsweise LinkedIn ebenfalls eine breite Plattform, um mit Experten über eine direkte Nachricht über LinkedIn in Kontakt zu kommen.
Unabhängig vom gewählten Kommunikationsweg ist es wichtig und unerlässlich, bei der Kontaktaufnahme stets höflich und respektvoll vorzugehen, um den Experten für ein Interview zu begeistern. Außerdem sollte man sich diesem zuerst kurz vorstellen und anschließend auf das Forschungsprojekt eingehen sowie den Grund, warum man an der Expertise der Person interessiert ist. Zudem ist es ratsam, eine kurze Zusammenfassung des Forschungsprojekts oder der Interviewziele anzufügen, um eine Rückmeldung zu erhalten.
Letztendlich hängt die Wahl der Kontaktaufnahmemethode von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Verfügbarkeit von Kontaktinformationen oder der Präferenzen des Forschers. Die Kombination mehrerer Ansätze erhöht häufig die Chancen, hochqualifizierte Experten für ein Interview zu gewinnen.
Um dir die Kontaktanfrage per E-Mail oder LinkedIn zu erleichtern, haben wir dir eine beispielhafte E-Mail verfasst, sodass du den Experten bei der Kommunikation überzeugst. Selbstverständlich kannst du dieses Anschreiben individuell anpassen und gegebenenfalls auch weitere Informationen, wie dein Semester oder deine Universität/Hochschule hinzufügen.
Interview mit einem Experten durchführen
Mindestens so wichtig wie die Vorbereitung ist die professionelle Durchführung des Interviews. Dieses kann sowohl als quantitatives als auch qualitatives Interview gestaltet werden. Hier zeigen wir dir, woran sich wichtige Unterscheidungen knüpfen:
Dabei handelt es sich um ein relativ offen gehaltenes und flexibles Interview auf Basis eines groben thematischen Rahmens.
Mögliche Interviewformen:
- teilstrukturiertes Interview
- exploratives Tiefeninterview
- fokussiertes Tiefeninterview
Dieses stellt ein strukturiertes Interview dar, welchem ein Großteil in sich geschlossener Fragebogen zugrunde liegt.
Mögliche Interviewformen:
- Fragebogen
- vollstandardisiertes Interview
- halbstandardisiertes Interview
Vor- und Nachteile
Auch Experteninterviews haben Vor- und Nachteile, genauso wie jede andere Methodik auch. Dabei musst du individuell abwägen, welche Seite für deine wissenschaftliche Arbeit überwiegt.
Vorteile | Nachteile |
Erarbeitung des Themas ohne (viel) Forschungsliteratur | Hoher Aufwand bei der Vorbereitung |
Interne Ansichten von Organisationen | Hoher Aufwand bei der Auswertung |
Detaillierte Informationen | Komplizierte Suche nach passenden Experten |
Möglichkeit zu Nachfragen | Schwere Zugänglichkeit zu Experten |
Häufig gestellte Fragen
Für eine besonders kompakte Experten Definition lassen sich Synonyme wie „Fachmann“, „Kenner“ oder „Sachverständiger“ ins Treffen führen. Eine genauere Definition für „Experte“ findest du weiter oben im Artikel.
Als Experten können sich Personen unter anderem durch ihre Ausbildung und berufliche Tätigkeit, aber auch durch persönliches Interesse und viele weitere Faktoren qualifizieren. Genauere Ausführungen zu diesem Punkt folgen weiter unten im Artikel.
Wir empfehlen dir einen Experten über LinkedIn zu suchen und zu kontaktieren oder sich im Bekanntenkreis umzuhören. Alternativ kannst du auch Professoren anfragen oder Instituten bzw. Unternehmen schreiben.
Als Experten kommen nicht nur Akademiker und Professoren in Frage. Einige alternative Expertenbeispiele findest du in unserem Beitrag.
Experten werden befragt, um ihr spezialisiertes Fach- und Praxiswissen in Untersuchungen nutzen zu können. Sie fungieren entweder als unmittelbare Zielgruppe zur Beantwortung aufgeworfener Fragen oder als Inhaber von kontextuellem Wissen, das als Grundlage für Vorstudien zu breiter angelegten Analysen dient.