Quellenkritik – in zwei Schritten Glaubwürdigkeit prüfen

30.08.22 Weitere Forschungsmethoden Lesedauer: 5min

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Quellenkritik Definition

Die Quellenkritik ist eine vor allem in der Geschichtswissenschaft eingesetzte Methode. Sie dient der Prüfung der Echtheit des Zeugnisses der Vergangenheit¹, mit dem gearbeitet werden soll. Die Quellenkritik legt deshalb die Basis für deine nachfolgende Interpretation der Quelle.²

Quellenkritik „einfach erklärt“

Die „Quellenkritik“ ist eine wissenschaftliche Methode und prüft, wie echt beziehungsweise wie glaubwürdig eine entsprechende Quelle ist und bildet somit die Grundlage für die Interpretation der jeweiligen Quelle. Dabei wird die äußere (formale) und innere (inhaltliche) Quellenkritik voneinander unterschieden.

Definition: Quellenkritik

Der Begriff Quellenkritik stammt aus dem 19. Jahrhundert und geht auf „Johann Gustav Droysen“³ zurück. Dieser unterschied drei Arbeiten eines Historikers: Materialsammlung (Heuristik), Quellenkritik und Quelleninterpretation. Die Kritik soll dabei der Prüfung des Wahrheitsgehalts des Zeugnisses der Vergangenheit dienen. Diesbezüglich ist zwischen der äußeren (formalen) und der inneren (inhaltlichen) Quellenkritik zu unterscheiden.

Erstere nimmt den medialen Gestaltungsrahmen in den Blick.² Letztere widmet sich der Plausibilität der inhaltlichen Überlieferung. Anders als in der folgenden Quelleninterpretation wird der Aussagewert der Quelle noch nicht gedeutet. Es geht ausschließlich um mögliche Einschränkungen des Realitätsgehalts der dargebotenen Informationen.

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In zwei Schritten die Quellenkritik schreiben

Um die Glaubwürdigkeit des medialen Gestaltungsrahmens und des Inhalts transparent zu prüfen, wird die Kritik in zwei Schritten geschrieben. Zuerst erfolgt die äußere Prüfung, dann die innere.

Äußere (formale) Quellenkritik

Die äußere Quellenkritik behandelt die Glaubwürdigkeit der Quellengestaltung vor dem Hintergrund der Herkunft (Provienz), Echtheit und Originalität des Zeugnisses der Vergangenheit.

Diese Fragen soll die formale Quellenkritik beantworten:

  1. Wann wurde die Quelle erstellt?
  2. Wo wurde sie erstellt?
  3. Wer hat sie erstellt?
  4. Ist der angegebene Verfasser tatsächlich der Erschaffer?
  5. Ist die Quelle so erhalten, wie sie vom Erschaffer kreiert wurde?
  6. Beruhen die vermittelten Informationen des Erschaffers auf eigenen Beobachtungen, Kenntnissen, etc.?
  7. Falls nicht: Worauf stützt sich der Erschaffer?4

Innere (inhaltliche) Quellenkritik

Die innere Kritik einer Quelle fragt nach der inhaltlichen Glaubwürdigkeit des Zeugnisses der Vergangenheit.

Sie soll die folgenden Fragen beantworten:

  1. Kann der Erschaffer der Quelle die dargebotenen Informationen wissen? (In der Fachliteratur ist vom „Horizont“ die Rede: Was hat beispielsweise ein Autor wirklich wissen und berichten können?)
  2. Welche Absicht verfolgt der Erschaffer der Quelle durch die Kreation? (z.B. Propaganda, Unterweisung der Jugend nach einem bestimmten Ideal, möglichst sachgerechte Informationsvermittlung)
  3. Hält der Erschaffer die von ihm vermittelten Informationen selbst für Tatsachen oder weiß er, dass sie falsch sind?
  4. Welche medialen Besonderheiten sind für das inhaltliche Verständnis notwendig? (Werden beispielsweise spezielle Grußformeln verwendet, die für die Quellengattung üblich sind? Oder werden sie weggelassen?
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Häufig gestellte Fragen

Um Texte oder sonstige Zeugnisse der Vergangenheit gewinnbringend in die historische Arbeit einbeziehen zu können, müssen sie kritisch auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden. Dieser Vorgang wird als Quellenkritik bezeichnet.4 Sie ist der erste Schritt, um eine Quelleninterpretation zu erstellen.

Für die geschichtswissenschaftliche Arbeit ist die Antwort auf die Frage unverzichtbar, inwieweit dargebotene Informationen den historischen Verhältnissen entsprechen.4 Die Kritik schlüsselt dies auf, indem sie beispielsweise aufzeigt, inwiefern der Realitätsgehalt eingeschränkt ist.

Die Zahl der verfügbaren Quellen wächst in der Neuzeit im Vergleich mit vorherigen Epochen deutlich. Sehr viel häufiger als für das Mittelalter und die Antike sind Überreste vorhanden.7 Da es sich um Zeugnisse handelt, die speziell für die historische Überlieferung erschaffen wurden, müssen sie quellenkritisch von dir anders behandelt werden. Statt nach der Absicht des Erschaffers ist danach zu fragen, inwiefern der Überrest tatsächlich beispielhaft für die historischen Verhältnisse ist.

Schriftliche Quellen übermitteln Informationen direkt. Nicht-schriftliche Zeugnisse (oft auch als „Sachquellen“ bezeichnet8) dienen vorwiegend der Illustration. Bestimmte Dinge sollen also bildlich verdeutlicht werden. Um den Wahrheitsgehalt im Rahmen der quellenkritischen Überlegungen einschätzen zu können, ist deshalb häufig der Einsatz historischer Hilfswissenschaften wie der Numismatik (für Münzen) der Ikonographie (Bildinterpretation) notwendig.

Die Quelleninterpretation bewertet und beurteiltet den Aussagegehalt des Zeugnisses der Vergangenheit9, um auf diese Weise die Antwort auf die erkenntnisleitende Fragestellung konstruieren zu können. Die Glaubwürdigkeit der Quelle spielt eine zentrale Rolle für ihren Aussagegehalt, weshalb die Quellenkritik stets dein erster Arbeitsschrift der Interpretation ist. Zu beachten ist dabei, dass eine unglaubwürdige Quelle nicht notgedrungen disqualifiziert für die historische Arbeit ist, da beispielsweise nach den Fälschungsgründen gefragt werden kann.

Quellen

Universität Basel: Quellenkritik und Quelleninterpretation, in: Departement Geschichte, o.D., [online] https://dg.philhist.unibas.ch/fileadmin/user_upload/dg/Studium/Fuer_Studierende/Werkzeugkasten/Dokumente/Zusammenfassungen_und_Richtlinien/Quellenkritik_und_Quelleninterpretation.pdf (24.08.2022)

2 Crivellari F.: Quellenkritik, in: Universität Konstanz, o.D., [online] https://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Geschichte/Tutorium/Themenkomplexe/Quellen/Quellenkritik/quellenkritik.html (24.08.2022)

Martina Hartmann: Mittelalterliche Geschichte studieren, 4. Auflage, Stuttgart, 2017, S. 124

4 Hans-Werner Goetz: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. Auflage. Stuttgart, 2014, S. 268

5 Fernuniversität Hagen: Exemplarische Quellenkritik und -interpretation, in: Fernuni Hagen, 2016, [online] https://www.fernuni-hagen.de/KSW/portale/magov/wp-content/uploads/sites/18/2015/11/1_3-Anleitung-Quelleninterpretation-WS15_16.pdf (24.08.2022)

Universität Rostock: Kurzschema: Anleitung zur Quellenkritik, in: Universität Rostock, o.D., [online] https://www.geschichte.uni-rostock.de/storages/uni-rostock/Alle_PHF/HI/Studium/Starthilfe/Downloadbereich/28_Kurzschema_Quellenkritik.pdf (24.08.2022)

7 Universität Tübingen: Der Begriff „Quelle“ und die Methode der Quellenkritik, in: Geschichtstutorium Universität Tübingen, 2009, [online] http://www.geschichtstutorium.uni-tuebingen.de/?q=Quellenkritik (24.08.2022)

8 Universität Zürich: Schriftliche Quellen und Sachquellen, in: Tutorium Universität Zürich, o.D., [online] https://www.adfontes.uzh.ch/tutorium/quellen-auswerten/quellenkritik-und-quellentypologien/schriftliche-quellen-und-sachquellen/ (24.08.2022)

MKG Köln: Schritte zur Quelleninterpretation, in: MKG Köln, o:D., [online] https://mkg-koeln.de/wp-content/uploads/2020/08/Schritte-zur-Quelleninterpretation-1.pdf (24.08.2022)