Balanced Scorecard zur Unternehmensbetrachtung

24.07.20 Weitere Forschungsmethoden Lesedauer: 9min

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Balanced Scorecard-01

Die Balanced Scorecard ist ein grundlegendes Werkzeug im modernen Management und eine zentrale Methodik zur strategischen Planung und Leistungsmessung in Unternehmen. Für Studierende ist es daher wichtig, sie zu verstehen und ihre Anwendung zu erlernen. Das ermöglicht Studierenden, das Unternehmens aus verschiedenen Perspektiven (z.B. finanziell und kundenspezifisch) zu beurteilen und Strategien für die Verbesserung von Prozessen und Ergebnissen zu entwickeln.

Balanced Scorecard „einfach erklärt“

Bei der Balanced Scorecard (= ausgewogener Berichtsbogen) handelt es sich um eine Metrik für die strategische Managementplanung, mit der interne Geschäftsfunktionen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und die daraus resultierenden externen Ergebnisse identifiziert und verbessert werden können. Balanced Scorecards werden in der Unternehmensbewertung integriert, um Unternehmen zu betrachten und Feedback zu geben.

Definition: Balanced Scorecard

Die Balanced Scorecard ist ein strategisches Management- und Messsystem, das ursprünglich von Robert Kaplan und David Norton entwickelt wurde. Dieses geht über traditionelle Finanz-Metriken hinaus, um einen umfassenderen und ausgewogenen Blick auf die Leistung eines Unternehmens zu bieten.

Die Balanced Scorecard übersetzt die Vision und Strategie eines Unternehmens in ein koordiniertes Set von Leistungsindikatoren, die aus vier verschiedenen Perspektiven betrachtet werden:

  • die finanzielle Perspektive,
  • die Kundenperspektive,
  • die Perspektive der internen Geschäftsprozesse und
  • die Lern- und Wachstumsperspektive.

Jede dieser Perspektiven enthält wichtige Kennzahlen, die den Gesamterfolg und Fortschritt eines Unternehmens in Bezug auf seine strategischen Ziele und Visionen verfolgen und bewerten. Damit fördert die Balanced Scorecard eine ganzheitliche und strategische Unternehmensführung.

Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei der Balanced Scorecard um ein System, das analysiert, wie interne Funktionen eines Unternehmens oder Kunden die Gesamtleistung des Unternehmens beeinflussen. Beispielsweise kann das Management durch die Bewertung von internen Prozessen und die Messung ihrer Ergebnisse seine Strategie ändern, um strategische Ziele zu erreichen.

Balanced Scorecard und Unternehmensziele

Viele Theorien und Konzepte definieren vorwiegend die finanzwirtschaftlichen Ziele eines Unternehmens, die einen zukünftigen Erfolg in Form von finanziellem oder materiellem Erfolg fokussieren. Demnach werden alle Unternehmensziele dem finanziellen Erfolg des Unternehmens untergeordnet.

Dahingegen verfolgt die Balanced Scorecard nicht direkt das Ziel, finanzielle Ziele zu vermeiden, sondern die Ziele verschiedener Bereiche gleichmäßig in den Fokus zu rücken. Dabei werden sowohl monetäre als auch nichtmonetäre Ziele durch die verschiedenen Perspektiven einbezogen und als Maßnahmen zur Erreichung der Ziele gleichgestellt.

Bisher untergeordnete nichtmonetäre Ziele werden in der strategischen Planung ebenso berücksichtigt wie die finanziellen Kennzahlen und Ziele. Diese Ziele werden ebenso wie die finanzwirtschaftlichen Ziele anhand entsprechender Kennzahlen bemessen. All diese einzelnen Ziele werden kongruent ausgerichtet und organisiert, um den ganzheitlichen Erfolg des Unternehmens zu ermöglichen.

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Vor- und Nachteile

Die Balance Scorecard bringt einige Vorteile. Sie macht es vor allem einfach, die Unternehmensstrategie zu kommunizieren. Dadurch ist es möglich, dass alle Abteilungen einfach auf die gleichen strategischen Ziele ausgerichtet werden können. Zudem hilft es Mitarbeitern zu erkennen, wie deren individuellen Ziele mit der Unternehmensstrategie zusammenhängen.

Daneben gibt es aber auch Nachteile. Die Balanced Scorecard kann nicht von einem anderen Unternehmen kopiert werden, sondern benötigt stets individuelle Ziele und Maßnahmen, die von Unternehmen zu Unternehmen individuell definiert werden müssen. Sie bedarf außerdem einer starken Unterstützung vonseiten der Führungsebene, um auf Grundlage der Scorecard erfolgreiche Strategien zu entwickeln. Je nach Größe des Unternehmens kann es auch schwierig werden, alle Mitarbeiter effektiv über die Ziele und Maßnahmen zu informieren.

Vorteile Nachteile
Einfache Kommunikation der Unternehmensstrategie Keine Übertragbarkeit auf andere Unternehmen
Kongruente Ausrichtung der Unternehmensziele Individuelle Ziele und Maßnahmen erforderlich
Gleichstellung von Zielen verschiedener Bereiche Formulierung von zu komplexen Zielen möglich

Vier Betrachtungsperspektiven

Die Balanced Scorecard verknüpft die Betrachtung verschiedener Leistungsfaktoren miteinander:

  • Wie wird das Unternehmen von Kunden gesehen? (Kundenperspektive)
  • Wie gut laufen die internen Geschäfts-/Produktionsprozesse? (Prozessperspektive)
  • Kann sich das Unternehmen verbessern? (Lern- und Entwicklungsperspektive)
  • Wie wird das Unternehmen finanziell von Anteilseignern gesehen? (Finanzperspektive)
Balanced Scorecard-Darstellung
  • Finanzperspektive
    Finanzielle Kennzahlen wie Umsatz, Ausgaben und Einnahmen werden verwendet, um finanzielle Aspekte oder die finanzielle Perspektive eines Unternehmens zu verstehen. Diese Finanzkennzahlen können Bargeldbestände, Kredite, Budgetabweichungen oder Einkommensziele umfassen. Auch Kennzahlen wie Betriebsergebnis, Umsatzwachstum und Kapitalrendite werden in diesem Abschnitt betrachtet.
  • Kundenperspektive
    Informationen aus der Kundenperspektive der Balanced Scorecard werden gesammelt, um die Kundenzufriedenheit mit Qualität, Preis und Verfügbarkeit von Produkten oder Dienstleistungen zu messen. Kunden geben dafür Feedback zu ihrer Zufriedenheit mit aktuellen Produkten. Dieser Abschnitt befasst sich hauptsächlich mit der Kundenzufriedenheit und Kundenbindung.
  • Prozessperspektive
    Geschäftsprozesse werden bewertet, indem untersucht wird, wie effektiv und effizient Produkte hergestellt werden. Dieser Abschnitt umfasst Ziele und Maßnahmen, die bestimmen, inwieweit das Geschäft läuft und ob die Produkte oder Dienstleistungen den Kundenanforderungen entsprechen. Es werden unter anderem wichtige Kennzahlen wie Produktionsleerläufe, Verzögerungen oder Ausschüsse betrachtet.
  • Lern- & Entwicklungsperspektive
    Diese Perspektive der Balanced Scorecard wird durch die Untersuchung von Trainings- und Wissensressourcen analysiert. In diesem Abschnitt wird festgelegt, wie gut Informationen erfasst werden und wie effektiv Mitarbeiter die Informationen nutzen, um sie in einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern in der Branche umzuwandeln. Bewertet werden hier wichtige Kennzahlen wie Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung sowie die Leistung der Informationssysteme. Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit zukünftige Entwicklungen gefördert werden können.

Vorgehensweise

Die folgenden sieben Schritte müssen für jede Betrachtungsperspektive der Balanced Scorecard jeweils durchgeführt werden, um das Modell erfolgreich anzuwenden:

  1. Zielformulierung: Konzentriere dich auf das Leitbild. Schreibe spezifische, greifbare Ziele auf, die dem entsprechen, was das Unternehmen erreichen möchte. Dabei sollten die finanziellen Ziele nicht außer Acht gelassen werden, allerdings auch nicht den alleinigen Fokus darstellen.
  2. Maßnahmen: Bestimme, wie das Unternehmen die in strategischen Themen definierten Ziele erreichen möchte. Gib bestimmte Werte an, die die Organisation oder das Unternehmen ihren Kunden und anderen Stakeholdern vermitteln wird.
  3. Leistungsmessungen entwickeln: Identifiziere, wie die Leistung bewertet wird, welche Standards eingehalten werden müssen und nutze Benchmarking, um relevante Kriterien festzulegen. Alle Ergebnisse müssen gemessen und Erwartungen kommuniziert werden.
  4. Aufgabenverteilung: Mache die Teammitglieder auf ihre Verantwortung aufmerksam. Erkläre den Teammitgliedern den strategischen Plan und die Richtung des Unternehmens, indem du ihnen zeigst, welche Rolle sie für den Erfolg des Unternehmens spielen werden.
  5. Implementierung: Verwende ein standardisiertes System, um Ziele und Messgrößen einzugeben, zu verfolgen und Ergebnisse zu kommunizieren. Jedes automatisierte System, das für das Unternehmen funktioniert und von allen Beteiligten verstanden wird, unterstützt die Umsetzung des Strategieplans.
  6. Auswertung: Überprüfe die Balanced Scorecard. Bewerte, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden und ob der Prozess zur Erreichung der Ziele effizient gestaltet ist. Nutze dafür festgelegte Kennzahlren, die Auskunft über die Entwicklung der entsprechenden Bereiche geben.
  7. Anpassung: Passe die Balanced Scorecard nach Bedarf an. Die Scorecard und die Prozesse sollten flexibel gehalten werden, damit Änderungen realisiert werden können, wenn Stärken und Schwächen durch die Abläufe deutlich werden.

Indikatoren für Unternehmenserfolg

Die Balanced Scorecard (BSC) unterscheidet zwischen Spätindikatoren und Frühindikatoren, um den bisherigen Erfolg eines Unternehmens sichtbar zu machen und zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Dabei werden in allen vier Perspektiven der BSC beide Arten von Kennzahlen genutzt.

Spätindikatoren:

  • Diese Kennzahlen zeigen mit zeitlicher Verzögerung, ob Entscheidungen oder Maßnahmen erfolgreich waren.
  • Sie bilden den vergangenen Erfolg ab.

Beispiel

Der Gewinn zeigt im Nachhinein, ob das Unternehmen am Markt erfolgreich ist und ob die Kunden die Leistungen schätzen. Diese Kennzahl kann jedoch nicht unmittelbar die Wirkung von Maßnahmen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit anzeigen.

Frühindikatoren:

  • Diese Kennzahlen sind wichtig, um frühzeitig die Effekte von Entscheidungen oder Maßnahmen zu erkennen.
  • Sie machen zukünftige Entwicklungen sichtbar.

Beispiele

  • Eine steigende Anzahl von Kundenbeschwerden kann darauf hinweisen, dass die Kundenzufriedenheit abnimmt, was sich später negativ auf den Gewinn auswirken könnte.
  • Die Häufigkeit, mit der die Fachpresse über ein neues Produkt berichtet, kann ein Indikator für den zukünftigen Markterfolg des Produkts sein.

Problematik und Lösung:

  • Viele Unternehmen verwenden hauptsächlich Spätindikatoren wie Umsatz, Gewinn, Rendite oder Zahlungsreichweite. Diese geben jedoch keine direkte Auskunft über die Beherrschung von Prozessen, die Kundenbewertung des Unternehmens oder das Engagement der Mitarbeitenden.
  • Diese Faktoren sind jedoch entscheidend für den langfristigen Erfolg.
  • Daher sollte die BSC einen Mix aus Spätindikatoren und Frühindikatoren in jeder der vier Perspektiven enthalten.
  • Um die Übersichtlichkeit zu bewahren, sollten je Perspektive nicht mehr als fünf Kennzahlen verwendet werden.
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Beispielszenario

Um die Balanced Scorecard besser verstehen zu können, wenden wir sie in einem konkreten Beispiel an. Nehmen wir an, wir betreiben ein fiktives Fast-Food-Restaurant namens Burger Queen, dessen Leistung wir messen. Außerdem möchten wir dafür eine spezifische Strategie umsetzen.

Finanzperspektive

  1. Wir möchten, dass unsere Fast-Food-Kette mehr Gewinn macht.
  2. Um dies zu erreichen, setzen wir uns zum Ziel, unsere Materialausgaben zu verringern.
  3. Den Erfolg unserer Maßnahmen messen wir an den Zahlen aus dem nächsten Geschäftsbericht.
  4. Um das Ziel zu erreichen, werden alle Mitarbeiter und Zulieferer angewiesen, Materialbruch zu vermeiden.
  5. Korrekturen könnten evtl. Strafen für Materialbruch umfassen.

Kundenperspektive

  1. Burger Queen soll bei den Kunden beliebter werden.
  2. Dies möchten wir erreichen, indem wir dem Kunden das Gefühl geben, mehr für sein Geld zu bekommen.
  3. Maßnahmen könnten größere Portionen oder eine erweiterte Produktpalette sein.
  4. Den Erfolg der Maßnahmen messen wir anhand von Ergebnissen aus Kundenbefragungen in den Lokalen.
  5. Korrekturmaßnahme könnte eine weitere Vergrößerung der Portionen sein.

Prozessperspektive

  1. Wir möchten, dass unsere Kunden ihre fertigen Burger noch schneller erhalten.
  2. Dafür verringern wir die vorgegebene Zeit, die es maximal dauern darf, einen Burger zu machen.
  3. Dafür müssen alle Mitarbeiter im Umgang mit allen Geräten und der Einrichtung bestens vertraut sein.
  4. Indikatoren für unseren Erfolg sind kürzere Wartezeiten der Kundschaft.
  5. Korrekturen könnten durch gratis Bestellungen nach zu langer Wartezeit umgesetzt werden.

Lern- & Wachstumsperspektive

  1. Wir möchten, dass alle unsere Mitarbeiter für ihren Beruf qualifiziert sind.
  2. Daher soll jeder Mitarbeiter eine zertifizierte Ausbildung an einer Berufsschule haben.
  3. Dafür werden wir Partner einer Berufsschule und erleichtern somit die Organisation von Beruf und Schule.
  4. Indikator für den Erfolg dieser Maßnahme ist der Prozentsatz der Mitarbeiter mit Zertifikat.
  5. Korrekturmaßnahme könnte das vermehrte Einstellen von bereits zertifizierten Mitarbeitern sein.

Häufig gestellte Fragen

Die Balanced Scorecard ist eine Methode, die es ermöglicht, dass ein Unternehmen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird. Diesen Betrachtungsperspektiven kommt ungefähr die gleiche Gewichtung zu – im Gegensatz zu veralteten Modellen, wo Entscheidungen ausschließlich nach finanziellen Kennzahlen getroffen werden.

Das Balanced Scorecard-Modell verstärkt die positive Wirkung eines Unternehmens, indem vier separate Bereiche isoliert werden, die analysiert werden müssen.

In einer aktuellen globalen Studie von Bain & Co wurde die Balanced Scorecard als Fünftes der zehn weltweit am häufigsten verwendeten Management-Tools aufgeführt. Die Balanced Scorecard kann Informationen über Unternehmen als Ganzes liefern.

Ein Unternehmen kann das Balanced Scorecard-Modell verwenden, um eine Strategie zu implementieren, oder um festzustellen, wo innerhalb des Unternehmens ein Mehrwert erzielt wird. Außerdem kann sie verwendet werden, um strategische Ziele zu erreichen.

Die vier Betrachtungsperspektiven der Balanced Scorecard umfassen die:

  • Finanzperspektive,
  • Kundenperspektive,
  • Prozessperspektive und
  • Lern- & Entwicklungsperspektive.

Sie wurde erstmals 1992 von David Norton und Robert Kaplan eingeführt, die häufig verwendete Kennzahlen ermittelten und mit nicht finanziellen Informationen ergänzten.

Ja, die Balanced Scorcard basiert auf Kennzahlen. Allerdings werden die herkömmlichen finanziellen Kennzahlen durch weitere nicht-finanzielle Kennzahlen ergänzt, um das Unternehmen zu betrachten.