Sprichwörter – Definition, Verwendung und Beispiele

11.03.24 Sprichwörter Lesedauer: 10min

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In der Welt der Linguistik spielen Sprichwörter eine bedeutende Rolle. Diese einprägsamen Ausdrücke, die oft eine tiefere Bedeutung oder Lebensweisheit vermitteln, sind nicht nur Teil unserer alltäglichen Kommunikation, sondern auch ein Spiegelbild der kulturellen Werte einer Gesellschaft. Ihre Vielfalt und Verwendung in verschiedenen Sprachen und Kulturen bieten einen reichen Einblick in die menschliche Denkweise.

Sprichwörter „einfach erklärt“

Sprichwörter sind Lebensweisheiten, die in kurzen Sätzen verpackt sind. Sie dienen dazu, Ratschläge und Lebensweisheiten zu vermitteln oder komplexe Ideen auf einfache Weise zu erklären. Beispiele für bekannte Sprichwörter sind: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, „Aller Anfang ist schwer“ oder „Von nichts kommt nichts“.

Definition: Sprichwörter

Bei Sprichwörtern oder auch Proverben oder Parömien genannt, handelt es sich um traditionelle Aussagen, welche ein Verhalten oder einen Zustand betreffen und die meist eine Lebenserfahrung darstellen und vermitteln. Im Gegensatz zum direkten Imperativ bei Aussagen wie „Du sollst nicht stehlen“, werden Normen und Werte bei Sprichwörtern eher indirekt über Erfahrungssätze vermittelt.

Sprichwörter erfüllen eine Vielzahl von Funktionen in Sprache und Kultur, hier einige davon:

  • Beratung und Empfehlung: Sie enthalten oft implizite oder explizite Ratschläge für bestimmte Situationen oder Lebensbereiche. Sie bieten Handlungsanleitungen oder moralische Leitlinien, die auf kollektiver Erfahrung basieren.
  • Unterstützung bei Entscheidungsfindung: Sie können als Richtschnur dienen, um Entscheidungen zu treffen oder Verhaltensweisen zu wählen. Sie bieten eine Art Orientierungshilfe, indem sie auf grundlegende Prinzipien hinweisen.
  • Soziale Bindung und Identität: Durch den gemeinsamen Gebrauch von Sprichwörtern können Menschen ihre kulturelle Zugehörigkeit ausdrücken. Sie fördern eine gemeinsame Sprachbasis und schaffen Verbindungen zwischen den Mitgliedern einer Gemeinschaft.
  • Unterhaltung und Vermittlung von Humor: Sie können auch zur Unterhaltung dienen, sei es durch die Ironie in ihrer Anwendung oder durch ihre humorvolle Interpretation. Sie werden oft in Geschichten oder Gedichten verwendet, um eine Pointe zu verstärken oder eine lustige Situation zu beschreiben.
  • Verstärkung von Überzeugungen: Sie tragen oft zur Verstärkung von kulturellen Überzeugungen und Traditionen bei. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und helfen dabei, kulturelle Werte zu bewahren und zu festigen.

Zudem kommen sie in den unterschiedlichsten Lebensbereichen vor:

  • Alltägliche Kommunikation: In Gesprächen und Diskussionen dienen Proverben dazu, Ideen prägnant zu vermitteln und komplexe Konzepte leichter verständlich zu vermitteln. So können auch komplexe Sachverhalte und Ratschläge kürzer und vereinfacht dargestellt werden.
  • Literatur und Kunst: Schriftsteller, Dichter und Künstler verwenden oft sprachliche Ausdrucksformen, um ihren Werken Tiefe und Bedeutung zu verleihen. Sie werden in Geschichten, Gedichten, Filmen und Liedern als kreative Ausdrucksformen genutzt.
  • Werbe- und Marketingkampagnen: Unternehmen verwenden häufig Sprichwörter in ihren Werbebotschaften, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Sie können dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Kunden zu erregen und bestimmte Assoziationen mit der Marke zu wecken.
  • Pädagogik und Erziehung: In Schulen und anderen Bildungseinrichtungen werden Proverben oft verwendet, um moralische Inhalte zu vermitteln oder als Diskussionsgrundlage für ethische Themen zu dienen. Sie fördern das kritische Denken und helfen Schülern, wichtige Lebensprinzipien zu verstehen.
  • Soziale Medien: In der digitalen Welt werden Sprichwörter oft in sozialen Medien und Online-Plattformen verwendet, um Gedanken zu teilen, Diskussionen anzuregen oder Emotionen auszudrücken. Sie können als Hashtags oder Bildunterschriften dienen und dazu beitragen, Inhalte viral gehen zu lassen.
  • Konfliktlösung und Vermittlung: Sie können auch bei der Konfliktlösung eingesetzt werden, um Missverständnisse zu klären oder Empathie zu fördern. Sie dienen als gemeinsame Referenzpunkte, um Gemeinsamkeiten zu finden und Brücken zwischen unterschiedlichen Standpunkten zu bauen.

Geschichtliche Hintergründe spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung, Verbreitung und Interpretation von Sprichwörtern. Hier sind einige Aspekte, wie historische Ereignisse und Entwicklungen diese Ausdrücke beeinflussen können:

  • Kulturelle Traditionen und Bräuche: Sie entstehen oft als Ausdruck von kulturellen Traditionen und Bräuchen, die historisch geprägt sind. Sie können beispielsweise aus bestimmten Volksgruppen, Regionen oder historischen Perioden stammen und spezifische kulturelle Konzepte, Moralvorstellungen und Werte widerspiegeln.
  • Erfahrungen und Lebensbedingungen: Sie spiegeln oft die Erfahrungen und Lebensbedingungen vergangener Generationen wider. Historische Ereignisse wie Kriege, Naturkatastrophen, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Krisen können sich in Proverben manifestieren und deren Bedeutung beeinflussen.
  • Historische Persönlichkeiten und Ereignisse: Sie können auf historische Persönlichkeiten oder Ereignisse zurückgehen und sich auf ihre Taten, Charakterzüge oder Lehren beziehen. Proverben könnten etwa aus der Zeit wichtiger Persönlichkeiten stammen und ihre Weisheit oder Macht reflektieren.
  • Religiöse und spirituelle Einflüsse: Religiöse Überzeugungen und spirituelle Lehren haben oft Moralvorstellungen und Einstellungen geprägt und beeinflusst. Proverben können biblischen Ursprungs sein oder auf religiösen Vorstellungen und Moralvorstellungen basieren, die historisch bedingt sind.
  • Handwerkliche Traditionen und Arbeitspraktiken: In Gesellschaften, in denen Handwerk und Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielten, können Sprichwörter auf traditionellen Arbeitspraktiken und handwerklichen Fähigkeiten basieren. Sie könnten sich auf bestimmte Berufe oder Tätigkeiten beziehen und praktische Ratschläge für das tägliche Leben enthalten.

Sprichwörter vs. Redewendungen

Im Alltag kommt es oft zu Verwirrungen, ob eine Aussage als Sprichwort oder als Redewendung bezeichnet wird, weil beide Arten vielfach in unserem Sprachgebrauch zu finden sind.

Hier erfährst du auf einen Blick, wie man die beiden Begriffe voneinander unterscheiden kann:

Sprichwort

Es handelt sich dabei um einen weitläufig bekannten, feststehenden Satz, der wenig Spielraum zur sprachlichen Anpassung bietet. Ein Sprichwort drückt meist eine allgemeingültige Weisheit mit moralischem oder lehrhaftem Inhalt für das Verhalten und Denken aus.

Redewendung

Eine Redewendung ist Verbindung aus mehreren Wörtern und bietet mehr Raum zur Anpassung, z. B. durch Veränderung der Zeitformen, oder Erweiterung durch Adjektive etc. Sie wird oft metaphorisch verwendet und dient zur Ausschmückung der Sprache.

Arten

Es gibt verschiedene Arten von Sprichwörtern, die in verschiedenen Kulturen verwendet werden. Hier sind einige Arten, mit jeweils einem beispielhaften Sprichwort:

Deskriptive Sprichwörter

Diese Sprichwörter beschreiben typischerweise eine bestimmte Situation oder Handlung und geben praktische Ratschläge. Sie beschreiben in den meisten Fällen Situationen, deren Bedeutung als Ratschläge für bestimmte Lebenssituationen dienen.

Beispiel

Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Dieses Sprichwort drückt aus, dass es sich lohnt, frühzeitig aktiv zu werden, um erfolgreich zu sein.

Metaphorische Sprichwörter

Sie verwenden Metaphern, um komplexe Ideen oder Situationen in einfacher Form zu vermitteln und sind oft bildhaft und kreativ. Die Bedeutung geht hierbei aus der bildlichen Sprache hervor und muss verstanden und interpretiert werden.

Beispiel

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Der Ausdruck meint, dass Kinder oft ähnliche Eigenschaften wie ihre Eltern aufweisen.

Sprichwörter zu Lebensweisheiten

Diese enthalten allgemeine Lebensweisheiten, die Menschen dazu ermutigen, ihr grundlegendes Verhalten oder ihre allgemeine Einstellung zu überdenken. Diese Phrasen sind weniger situationsabhängig und beschreiben zumeist grundlegende Einstellungen.

Beispiel

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Dieses Sprichwort ermutigt dazu, Risiken einzugehen, da man nur durch Wagnisse belohnt wird.

Sprichwörter zur Ermutigung

Sie bieten emotionalen Zuspruch in schwierigen oder herausfordernden Zeiten und erinnern daran, dass es immer eine Möglichkeit gibt, positiv voranzuschreiten. Diese Proverben dienen damit der Motivation und stellen besonders positive Aspekte und Weisheiten dar.

Beispiel

Nach Regen kommt Sonnenschein.

Damit ist gemeint, dass nach schwierigen Zeiten bessere Zeiten kommen und man optimistisch bleiben soll.

Sprichwörter zur Warnung

Diese Sprichwörter dienen dazu, vor potenziellen Gefahren oder Fehlern zu warnen und die Menschen zur Vorsicht zu mahnen. Hierbei muss beachtet werden, dass es sich nicht um explizite Warnungen handelt, sondern vielmehr bestimmte Verhaltensweisen beanstandet werden.

Beispiel

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Das Sprichwort betont nicht blindlings zu vertrauen, sondern Dinge zu überprüfen oder kritisch zu reflektieren.

Beliebte Sprichwörter von A-Z

Im Folgenden findest du eine Liste von weitverbreiteten deutschen Sprichwörtern in alphabetischer Reihenfolge. Wenn du die genaue Bedeutung und Herkunft eines Sprichworts wissen möchtest, klicke sie einfach an.

Deutsche Sprichwörter
Alle Wege führen nach Rom
Aller Anfang ist schwer
Aller guten Dinge sind drei
Alles Gute kommt von oben
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei
Alles hat seine Zeit
Alles zu seiner Zeit
Alte Liebe rostet nicht
Alter schützt vor Torheit nicht
Andere Länder, andere Sitten
Angriff ist die beste Verteidigung
April, April, der weiß nicht, was er will
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn
Auf Regen folgt Sonnenschein
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Aus den Augen, aus dem Sinn
Aus Fehlern lernt man
Ausnahmen bestätigen die Regel
Bellende Hunde beißen nicht
Besser spät als nie
Bis hierher und nicht weiter
Blut ist dicker als Wasser
Das Auge isst mit
Das Bessere ist der Feind des Guten
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde
Das Leben ist kein Ponyhof
Das letzte Hemd hat keine Taschen
Den Teufel an die Wand malen
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Der April macht, was er will
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Der Klügere gibt nach
Der Krieg ist der Vater aller Dinge
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
Der Teufel ist ein Eichhörnchen
Der Teufel steckt im Detail
Der Ton macht die Musik
Der Weg ist das Ziel
Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert
Der Zweck heiligt die Mittel
Des einen Freud ist des anderen Leid
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich
Die Axt im Haus erspart den Zimmermann
Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln
Die Letzten werden die Ersten sein
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff
Die Zeit heilt alle Wunden
Doppelt hält besser
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut
Ehre, wem Ehre gebührt
Ehrlich währt am längsten
Eile mit Weile
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn
Ein Mann, ein Wort
Ein schöner Rücken kann auch entzücken
Eine Hand wäscht die andere
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul
Ende gut, alles gut
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Es ist wie es ist
Fragen kostet nichts
Früh übt sich
Geben ist seliger als Nehmen
Gegensätze ziehen sich an
Geld regiert die Welt
Geld stinkt nicht
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Getroffene Hunde bellen
Gleich und Gleich gesellt sich gern
Glück im Unglück
Gottes Mühlen mahlen langsam
Gut Ding will Weile haben
Haben ist besser als brauchen
Harte Schale, weicher Kern
Hochmut kommt vor dem Fall
Ihr seid das Salz der Erde
Im Dunkeln ist gut munkeln
In der Kürze liegt die Würze
In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt
In der Not frisst der Teufel Fliegen
In der Ruhe liegt die Kraft
Irren ist menschlich
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert
Jedem das Seine
Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Jeder ist seines Glückes Schmied
Jeder ist sich selbst der Nächste
Jeder Topf findet seinen Deckel
Kindermund tut Wahrheit kund
Klappe zu, Affe tot
Kleider machen Leute
Klein, aber fein
Kleinvieh macht auch Mist
Kommt Zeit, kommt Rat
Lachen ist die beste Medizin
Lange Rede, kurzer Sinn
Liebe geht durch den Magen
Liebe macht blind
lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende
Lügen haben kurze Beine
Man lernt nie aus
Mitgehangen, mitgefangen
Morgenstund hat Gold im Mund
Nachts sind alle Katzen grau
Noch ist Polen nicht verloren
Nur Bares ist Wahres
Nur die Harten kommen in den Garten
Ohne Fleiß kein Preis
Ordnung ist das halbe Leben
Ordnung muss sein
Pack schlägt sich, Pack verträgt sich
Papier ist geduldig
Probieren geht über Studieren
Qual der Wahl
Rache ist Blutwurst
Rache ist süß
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Reisende soll man nicht aufhalten
Sag niemals nie
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Schuster, bleib bei deinen Leisten
Selbst ist der Mann
Selbst ist die Frau
So schnell schießen die Preußen nicht
Steter Tropfen höhlt den Stein
Stille Wasser sind tief
Tränen lügen nicht
Träume sind Schäume
Trautes Heim, Glück allein
Übung macht den Meister
Unkraut vergeht nicht
Unter den Blinden ist der Einäugige König
Unverhofft kommt oft
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Viele Köche verderben den Brei
Von nichts kommt nichts
Vorfreude ist die schönste Freude
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Was lange währt, wird endlich gut
Was sich liebt, das neckt sich
Weniger ist mehr
Wenn man vom Teufel spricht
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte
Wer A sagt, muss auch B sagen
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein
Wer nicht hören will, muss fühlen
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Wer nicht will, der hat schon
Wer rastet, der rostet
Wer sucht, der findet
Wer Wind sät, wird Sturm ernten
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst
Wer zuletzt lacht, lacht am besten
Wer’s glaubt, wird selig
Wie der Vater, so der Sohn
Wie du mir, so ich dir
Wie gewonnen, so zerronnen
Wissen ist Macht
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Wo gehobelt wird, fallen Späne
Wo kein Kläger, da kein Richter
Zeit heilt alle Wunden
Zeit ist Geld

Weiterentwicklung

Da viele Ausdrücke bereits vor langer Zeit entstanden sind, aber immer noch in der modernen Sprache verwendet werden, unterlaufen sie einen Prozess, der den kulturellen, sozialen, moralischen und technologischen Fortschritt der Gesellschaft veranschaulicht. So unterliegen Sprichwörter als integraler Bestandteil der Sprache einem permanenten Anpassungsprozess, der sich in unterschiedlichen Aspekten zeigt.

Sprachliche Anpassung

Die Sprache entwickelt sich ständig weiter, und Wörter, die in älteren Sprichwörtern verwendet wurden, können veraltet sein oder ihre Bedeutung ändern. Um relevant und verständlich zu bleiben, müssen die Ausdrücke sprachlich an die moderne Gesellschaft und Alltagssprache angepasst werden. Dies kann eine Aktualisierung des Vokabulars oder eine Anpassung an den modernen Sprachgebrauch beinhalten. Mitunter werden auch die alten Versionen weiterhin verwendet und verstanden, allerdings sind die neuen Formulierungen zumeist besser an die heutige Zeit angepasst.

Beispiel

Alt: Was das Auge nicht sieht, tut dem Herzen nicht weh.
Alt: Was die Augen nicht sehen, begehrt das Herz nicht.
Neu: Aus den Augen, aus dem Sinn.

In diesem Fall wurden die beiden veralteten Varianten durch eine vereinfachte und kurze Variante ersetzt, die dem heutigen Sprachgebrauch gerecht wird.

Kulturelle Anpassung

Da Proverben kulturelle Normen und Werte widerspiegeln, die sich im Laufe der Zeit verändern, müssen auch die vermittelnden Ausdrücke dementsprechend verändert werden. So werden die Sprichwörter angepasst, um moderne Werte und Moralvorstellungen zu vermitteln.

Beispiel

Alt: Adel verpflichtet.
Neu: Mit großer Macht kommt große Verantwortung.

Hierbei wurde das veraltete Rollenverständnis „Adel“ aufgelöst und durch eine allgemeinere Beschreibung („Macht“) ersetzt, wodurch einerseits der heute nicht mehr so gebräuchliche Begriff „Adel“ modernisiert wurde, andererseits aber alle Personen mit „Macht“ angesprochen werden können.

Globalisierung und Sprachmischung

Die Globalisierung führt zu einem verstärkten Vermischen von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Sprichwörter können dabei übersetzt werden und in anderen Sprachen identisch oder ähnlich auftreten, allerdings kann es auch dazu kommen, dass sie in ihrer Originalfassung verwendet werden. Häufig sind diese überlieferten Sprichwörter vorwiegend in jüngeren Generationen stark verbreitet.

Beispiel

Alt: Ohne Fleiß kein Preis.
Neu: No pain, no gain.

Hierbei handelt es sich um eine Übersetzung, die aus dem Englischen stammt, wobei die englische Fassung aus Filmen und Serien mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum weitverbreitet ist.

Veränderung der Bedeutung

Die meisten Proverben erfordern eine Interpretation, um die Bedeutung vollumfänglich zu erfassen, jedoch kann sich diese auch ohne die Anpassung des Vokabulars mit der Zeit ändern. Dies geschieht durch kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen und neue Perspektiven, die im Laufe der Zeit entstehen.

Beispiel

Blut ist dicker als Wasser.

Alt: Familiäre Beziehungen sind stärker und wichtiger als andere.
Neu: Zunehmende Veränderung hin zu einem Miteinbezug außerfamiliärer Beziehungen.

Die ältere Bedeutung stellt die Beziehungen innerhalb einer Familie über alle anderen Beziehungen und beschreibt den Zusammenhalt einer Familie. Aufgrund des heutigen Familienverständnisses werden auch zunehmend Personen damit beschrieben, die nicht dem klassischen Familienmodell entsprechen. Zudem umfasst die Beschreibung auch Freunde, die auf denselben Status gehoben werden wie die Familie.

Abwandlung

Neben der Weiterentwicklung kann es auch zu einer Abwandlung von Sprichwörtern kommen. Diese Abwandlungen sind zumeist spöttisch, ironisch oder sarkastisch gemeint und stellen einen kreativen Umgang mit Sprache und Worten dar. Die Bedeutung der Abwandlung kann dabei gegenteilig oder sogar unsinnig sein und einen rein humoristischen Effekt herbeiführen.

Beispiel

  • Wer im Glashaus sitzt, sollte im Dunkeln duschen.
  • Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen.
  • Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber die zweite Maus bekommt den Käse.

Die Beispiele veranschaulichen verschiedene Abwandlungen, wobei das erste Beispiel eine vorwiegend humoristische Bedeutung durch die Abwandlung erhält, das zweite Beispiel vermittelt die gegenteilige Bedeutung des ursprünglichen Sprichworts und das dritte Beispiel drückt in diesem Fall einen Ratschlag aus, indem es den ursprünglichen Ausdruck erweitert.

Häufig gestellte Fragen

Ein Sprichwort ist ein kurzer und prägnanter Ausdruck, der eine Lebensweisheit, eine moralische Lehre oder eine praktische Erfahrung auf eine einfache und leicht verständliche Weise vermittelt.

Ein Beispiel für ein Sprichwort ist: „Wer rastet, der rostet.“ Dieses Sprichwort vermittelt die Weisheit, dass man aktiv bleiben und sich nicht zu sehr ausruhen sollte, um körperlich und geistig fit zu bleiben.

Ein einzelnes Wort kann im Allgemeinen nicht als Sprichwort betrachtet werden, da ein Sprichwort normalerweise aus einer Phrase oder einem kurzen Satz besteht, der eine vollständige Botschaft oder Lehre vermittelt.

Sprichwörter sind kurze, prägnante und feststehende Sätze, die allgemeine Lebensweisheiten vermitteln, während Redewendungen Ausdrücke sind, deren Bedeutung nicht unbedingt aus den Wörtern selbst ersichtlich ist.

Grundsätzlich ja, denn Sprichwörter können als stilistisches Element betrachtet werden, welches die Sprache bereichert und die Kommunikation anschaulicher gestaltet.


Von

Katharina Steichele

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About the author

Während ihres Bachelors in Sozialökonomie an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg begegnete sie schnell dem wissenschaftlichen Schreiben, indem sie zahlreiche Haus- und Seminararbeiten sowie die abschließende Bachelorarbeit verfasste. Ihr Studienschwerpunkt lag in der empirischen Forschung mit Themen wie Datenerhebung, -verarbeitung sowie -analyse – daher kennt sie sich im Umgang mit Zahlen und statistischen Methoden besonders gut aus!

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